Weltwassertag: Verbraucher vor Kostenlast durch Umweltgifte schützen

21. März 2017

Anlässlich des morgigen Weltwassertages erklärt die Bielefelder Abgeordnete und Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Britta Haßelmann:

Wasser ist unser Lebensmittel Nummer eins. Dennoch wird dieses hohe Gut Tag für Tag durch giftige Einträge vor allem aus der Landwirtschaft belastet. SPD und CDU nehmen stillschweigend in Kauf, dass die Verbraucher die Kosten der Aufbereitung über den Wasserpreis zahlen. Mittlerweile sind ein Viertel der Grundwasservorkommen so stark mit Nitrat belastet, dass der Grenzwert überschritten wird. Damit ist das Grundwasser unter rund 30% der Fläche Deutschlands (104.725 km2) in einem schlechten ökologischen Zustand.

Die Überarbeitung der Gülle-Verordnung kann nur ein erster Schritt sein. Wir brauchen eine umfassende Strategie über den Umgang mit Stickstoffen und Phosphaten, die gerade in den belasteten Gebieten drastisch reduziert werden müssen.

 

Hintergrund:

 

Der Nitratbericht 2016 der Bundesregierung bestätigt: Die Situation ist unverändert schlecht. Mit dem Bericht wird nochmals klargestellt, Hauptursache für die Grenzwertüberschreitungen sind die zu hohen Stickstoffausbringungen aus der Landwirtschaft. Leider bewegt sich trotz der Klage der Europäischen Union immer noch zu wenig. Nach langem Hin und Her in der Großen Koalition und in den Verhandlungen mit den Bundesländern gibt es jetzt endlich eine Überarbeitung der Düngeverordnung. Doch der grünen Bundestagsfraktion geht der Kompromiss nicht weit genug. Unseren aktuellen Beschluss finden sie unter http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/112/1811206.pdf

Zudem fordern Bündnis 90/Die Grünen von Bundesumweltministerin Hendricks, die von ihr angekündigte Stickstoff-Strategie – basierend auf den Empfehlungen des Sachverständigenrates für Umweltfragen – endlich aufzulegen und dann auch umzusetzen.

 

Belastung in NRW:

Bündnis 90/Die Grünen haben in Rahmen einer Kleinen Anfrage Informationen über die Gewässerqualität in Nordrhein-Westphalen abgefragt.

Die Antwort der Bundesregierung (Ds. 18/9252) hat am 22.7.2016 geantwortet.

Siehe http://dip21.bundestag.btg/dip21/btd/18/092/1809252.pdf

Besonders Interessant ist, dass aktuell kein Wasserkörper (Fluß, See oder Grundwasser) in NRW den sehr guten ökologischen Zustand erreicht und nur 8,9% aller Wasserkörper in NRW in einem guten ökologischen Zustand sind. Alle anderen Wasserkörper sind in einem mäßigen (23,65 %), unbefriedigenden (29,91 %) oder schlechten (23,36 %) Zustand.

Hauptursachen für den schlechten Zustand der Grundwasserkörper sind die Belastungen durch Nitrat aus der Landwirtschaft. Aber auch aufgrund zu hoher Sulfat- und Chloridwerte.

Zu Frage 2 der Kleinen Anfrage: Überschreitung Schwellenwert für Nitrat

Die Aussage der Bundesregierung, dass ihr keine Erkenntnisse hinsichtlich des Zustands der Grundwasserkörper in NRW vorliegen ist nicht korrekt.

So geht aus der Drucksache 18/5856 hervor, dass die folgenden Grundwasserkörper den Schwellenwert für Nitrat von 50 mg/l nicht einhalten:

Ort Messstellennummer Nitrat mg/l
Heiden 60220028 194,59
Stemwede 100140683 187,54
Bocholt 60230265 143,68
Minden 100140749 132,90
Schwalmtal 80300686 123,30
Dorsten 60070109 105,29
Wesseling 76503410 94,66
Coesfeld 110240145 85,94
Baesweiler 10202791 84,39
Rheda-Wiedenbrück 20002129 84,17
Versmold 20104303 84,17
Petershagen 100135213 75,31
Schermbeck 40060100 73,54
Mechernich 10203230 73,54
Velen 60240295 71,77
Hopsten 110200214 69,00
Lüdinghausen 110220870 63,91
Bonn 70270016 62,17
Zülpich 10409415 60,47
Duisburg 40606107 56,56
Kempen 80300364 53,60
Bielefeld 20104054 51,68
Aachen 10203187 51,61